Wundstarrkrampf (Tetanus)
Themen
Das Krankheitsbild
Impfung gegen Tetanus - Empfehlungen der STIKO
Neues Impfschema für die Sechsfachimpfung der Säuglinge: 2+1 statt 3+1
Das Krankheitsbild
Wundstarrkrampf, auch Tetanus genannt, ist eine lebensgefährliche Krankheit, die Menschen jeden Alters bedroht. Der vor allem in der Erde und im Straßenstaub vorkommende Erreger ist das Bakterium Clostridium tetani. Eskann durch kleinere Schnitt-, Riss-, Biss- oder Schürfwunden sowie offene Ekzeme und Verbrennungswunden in die Haut gelangen, sich vermehren und krankmachende Toxine (Gifte) bilden. Die Inkubationszeit beträgt 3 Tage bis 3 Wochen, kann aber auch mehrere Monate andauern. Schwere Fälle haben oft eine kurze Inkubationszeit, wegen höherer Toxinmenge.
Muskelkrämpfe kennzeichnen das meist sehr schwere Krankheitsbild und können bei Beteiligung der Atemmuskulatur zu Erstickungsanfällen führen. Trotz moderner Behandlungsmethoden liegt die Sterblichkeit ungeimpfter Tetanuskranker noch immer bei 10 bis 20 Prozent. Ältere Menschen sind besonders gefährdet, an Tetanus zu erkranken. Sie haben keinen ausreichenden Impfschutz mehr. In den alten Bundesländern besitzen 70 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer über 60 Jahren zu wenig Abwehrstoffe gegen Wundstarrkrampf. In den neuen Bundesländern sind etwa zehn Prozent der Senioren ungeschützt.
In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren weniger als 15 Tetanusfälle jährlich registriert, überwiegend bei älteren Menschen. Mit Tetanus-Bakterien infizierten sie sich meist bei der Gartenarbeit durch leichte Verletzungen oder durch andere Wunden, die im höheren Alter häufig sind. Solche sind ein "offenes Bein", entzündetes "Hühnerauge" oder schlecht heilende Wunden wegen eines Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit").
Die Erkrankung hinterlässt keine Immunität, nur die Impfung bietet ausreichend Schutz vor der Infektion. Sie regt den Körper zur Bildung von Abwehrstoffen, den Antikörpern, an und verhindert so, dass das Gift seine schädigende Wirkung entfaltet. Wer einmal im Leben eine vollständige Grundimmunisierung gegen Tetanus erhalten hat, benötigt nur eine Spritze, um wieder für die nächsten zehn Jahre sicher geschützt zu sein. Eine Grundimmunisierung gegen Tetanus wird allen Säuglingen in Deutschland empfohlen.
Impfung gegen Tetanus - Empfehlungen der STIKO
Grundimmunisierung von Säuglingen
Für die Grundimmunisierung reifgeborener Säuglinge sind drei Impfstoffdosen nach dem 2+1-Impfschema im Alter von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen. Es ist sinnvoll diese Impfungen mit einem Kombinationsimpfstoff (z. B. DTaP-IPV-Hib-HepB) durchzuführen, der gleichzeitig gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B schützt.
Für Frühgeborene (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) sind 4 Impfstoffdosen (3+1-Impfschema) im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten empfohlen.
Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des jeweiligen Impfschemas sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschritten werden. Auffrischimpfungen sind mit 5 – 6 Jahren und 9 – 16 Jahren empfohlen.
Nachholen der Grundimmunisierung für Kinder im Alter von 5 - 10 Jahren: Impfschema 0 - 1 - 6 Monate
Für noch ungeimpfte Kinder von 5 bis 10 Jahren besteht die Grundimmunisierung (wird dann als Erstimmunisierung bezeichnet) aus 3 Impfungen: 1 Monat nach der ersten Impfung erfolgt die zweite Impfung und 6 Monate nach der zweiten Impfung die dritte (Impfschema: 0 - 1 - 6 Monate). Nach der Erstimmunisierung sollten (je nach Alter) zwischen 10 bis 17 Jahren eine oder zwei Auffrischimpfungen erfolgen. Eine Auffrischimpfung sollte frühestens 5 Jahre nach der letzten Dosis der Erstimmunisierung bzw. nach einer vorangegangenen Auffrischimpfung erfolgen. Alle weiteren Auffrischimpfungen sollten in 10-jährigen Abstand zur vorangegangenen Impfung erfolgen.
Erstimmunisierung im Alter von 11 - 17 Jahren und für Erwachsene (ab 18 Jahren): Impfschema: 0 - 1 - 6 Monate
Für noch ungeimpfte Kinder von 11 bis 18 Jahren, sowie für Erwachsene besteht die Erstimmunisierung aus 3 Impfungen: 1 Monat nach der ersten Impfung erfolgt die zweite Impfung und 6 Monate nach der zweiten Impfung die dritte (Impfschema: 0 - 1 - 6 Monate). Eine Auffrischimpfung sollte 5 – 10 Jahre nach Abschluss der Erstimmunisierung, möglichst noch vor Erreichen des Erwachsenenalters, erfolgen.
Auffrischimpfungen für Erwachsene
Erwachsene sollten alle 10 Jahre eine Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie erhalten, die nächste Fällige Tetanus-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung (gegen tetanus, Diphtherie und Keuchhusten). Jede Auffrischimpfung mit Td (auch im Verletzungsfall) sollte Anlass sein, die Indikation für eine Pertussis-Impfung zu überprüfen und gegebenenfalls einen Kombinationsimpfstoff (Tdap) einzusetzen; bei entsprechender Indikation Tdap-IPV (Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Polio).
Aktualisiert am 15.09.2020
Quellen:
- STIKO-Empfehlungen 2020/2021:Epidemiologisches Bulletin 34/2020
- Neues Impfschema 2 + 1 für die Grundimmunisierung reifgeborener Säuglinge: Epidemiologisches Bulletin 26/2020
Neues Impfschema für die Sechsfachimpfung der Säuglinge:
2+1 statt 3+1
Seit Ende Juni 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) ein neues Schema für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter. Für die Grundimmunisierung soll jetzt nach dem 2+1-Impfschema geimpft werden, mit dem eine Impfdosis gespart werden kann. Die Neuempfehlung der STIKO vereinfacht den Impfplan und erspart den Säuglingen eine Impfung bei einem vergleichbaren Impfschutz. Dies kommt sicherlich dem Wunsch vieler Eltern entgegen, die oft fälschlicherweise in Sorge sind, dass das Immunsystem ihrer Säuglinge durch die Impfungen überfordert wird.
Für den sicheren Impfschutz ist bei dem reduzierten 2+1 Impfschema besonders darauf zu achten, dass die Impfserie im Alter von 8 Wochen beginnt und die Folgeimpfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von 4 und 11 Monaten durchgeführt werden. „Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig „zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens 6 Monaten einzuhalten“, so die STIKO. Die Bezeichnung "2+1" deutet diese Impfabstände an: 2 Impfungen erfolgen in einem Abstand von 2 Monaten, die 3. Impfung 6 Monate nach der 2. Impfdosis.
Nur noch Frühgeborene (geboren vor der vollendeten 37. SSW) sollten auf aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems weiterhin nach dem 3+1-Schema geimpft werden und Impfungen im Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten erhalten.
Die Sechsfachimpfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis (Kinderlähmung), Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B. Die verfügbaren Sechsfachimpfstoffe sind auch für das neuempfohlene 2+1-Impfschema zugelassen.
Aktualisiert am 14.09.2020
Quelle:
Die aktualisierte Empfehlung und die wissenschaftliche Begründung der STIKO sind im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 veröffentlicht.